„Ich bin eine Quotenfrau”

Warum ich mich für eine Geschlechterquote in Führungspositionen einsetze

„Ich bin eine Quotenfrau” Schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn bei der Lufthansa hatte ich eine Erkenntnis, die mich während meiner gesamten Karriere begleiten sollte: In der Chefetage, insbesondere im Finanzbereich, war ich eine von wenigen, manchmal sogar die einzige Frau im Raum. Schließlich wurde ich nicht nur die einzige, sondern die erste weibliche Finanzchefin in einem deutschen DAX-Unternehmen. Und heute? Ich würde mich auf jeden Fall als eine der wenigen wirklich sichtbaren Frauen in der deutschen Wirtschaft bezeichnen. Und ich bin mir sicher: Ohne verpflichtende Quote für nicht-exekutive Mitglieder des Verwaltungsrats wäre ich nicht hier – auch wenn mir das noch niemand ins Gesicht gesagt hat.
Bild: Carolin Windel/stern

Schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn bei der Lufthansa hatte ich eine Erkenntnis, die mich während meiner gesamten Karriere begleiten sollte: In der Chefetage, insbesondere im Finanzbereich, war ich eine von wenigen, manchmal sogar die einzige Frau im Raum. Schließlich wurde ich nicht nur die einzige, sondern die erste weibliche Finanzchefin in einem deutschen DAX-Unternehmen. Und heute? Ich würde mich auf jeden Fall als eine der wenigen wirklich sichtbaren Frauen in der deutschen Wirtschaft bezeichnen. Und ich bin mir sicher: Ohne verpflichtende Quote für nicht-exekutive Mitglieder des Verwaltungsrats wäre ich nicht hier – auch wenn mir das noch niemand ins Gesicht gesagt hat.

Trotzdem war ich nicht nur zu Beginn meiner Laufbahn, sondern sogar noch bis vor Kurzem skeptisch gegenüber Quotenregelungen für Vorstände und Führungspositionen. Teams auf diesem Niveau bestehen in der Regel aus wenigen Mitgliedern, die gut miteinander harmonieren müssen. Ich dachte, dass eine Quote den Kreis der Kandidaten beziehungsweise Kandidatinnen zu sehr einschränken könnte. Was meine Meinung geändert hat? Zunächst einmal arbeite ich jetzt schon sehr lange mit großen Unternehmen zusammen und habe bisher kaum Veränderungen hin zu mehr Diversität erlebt. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir stärkere Impulse brauchen, um die Verantwortlichen dazu zu bringen, über den Tellerrand zu schauen. Die kürzlich von der Allbright-Stiftung veröffentlichten Zahlen über weibliche Führungskräfte in der Wirtschaft belegen meine Einschätzung.

Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass es viele qualifizierte Frauen gibt, die bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen, die mit einem CEO- oder Vorstandsposten verbunden ist. In den Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, auf Konferenzen und Netzwerkveranstaltungen, habe ich allein im vergangenen Jahr viele kluge, ehrgeizige Frauen kennengelernt, die mehr als bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen. Warum sie diese Rolle noch nicht ausüben? Weil ihnen noch keine Chance gegeben wurde, überhaupt mitzumischen. Ich hoffe, dass die neuen Vorschriften für Vorstände, die derzeit diskutiert werden, diese Chancen schaffen – und sei es nur, weil sie die Unternehmen dazu zwingen, endlich auch Kandidat*innen für Führungspositionen in Betracht zu ziehen, die nicht den Standardvorstellungen entsprechen.

Ich persönlich habe mich als Frau in Vorständen immer wohl gefühlt. Ich kann junge Frauen, die Verantwortung übernehmen wollen, nur dazu ermutigen, selbstbewusst ihre Meinung zu vertreten und ihre Netzwerke zu nutzen. Sie müssen deutlich machen, dass sie die Führungskräfte von morgen sind.

Über meine Erfahrungen habe ich im Rahmen der Stern-Kampagne „Ich bin eine Quotenfrau“ berichtet. Diesen Text finden Sie hier.

Dieser Artikel erschien erstmalig in englischer Sprache am 26.11.2020

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